Übrigens für die 31. KW

habe ich in meinem Urlaub eine interessante Frau kennengelernt: Elisabeth Zott. Sie ist die Hauptfigur in dem Roman „Eine Frage der Chemie“ der amerikanischen Schriftstellerin Bonnie Garmus. Elisabeth Zott hat Chemie studiert und widmet sich an einem renommierten amerikanischen Institut der wissenschaftlichen Grundlagenforschung. Für eine Frau, die Anfang der 1960er Jahre lebt, hat sie es weit gebracht. Sie schafft es, die Regeln der von Männern dominierten Arbeitswelt zu unterlaufen und ihren eigenen Weg zu gehen. Sie zahlt jedoch einen hohen Preis für ihr selbstbewusstes und eigenwilliges Vorgehen.

Als sie ihren Arbeitsplatz verliert, fängt sie beim Fernsehen an. Von irgendwas muss sie schließlich leben. Ihre Tochter und ihr Hund müssen versorgt werden. In ihrer abendlichen Kochsendung vermittelt sie den Frauen Grundkenntnisse der Chemie. Zugleich motiviert sie damit die Frauen im ganzen Land, ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung und Gleichberechtigung nachzugehen.

Immer wieder musste ich beim Lesen dieses vielgerühmten Romans unweigerlich an die Frauen denken, die in unserer Kirche seit derselben Zeit, in der Elisabeth Zott lebte, ihren Wunsch nach Zulassung zu den (Weihe-) Ämtern äußern. Ob ich da wohl noch eine Veränderung erleben werde?

Die Kandidatur von Kamala Harris für die amerikanische Präsidentschaft ist jedenfalls für die amerikanische Gesellschaft alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Ihr Sieg würde die Welt nicht nur vor einer zweiten Trump-Ära bewahren. Er wäre auch ein wichtiger Meilenstein für die amerikanische Frauenbewegung, die durch den aktuellen rechtsextremen Tredwife-Trend bedroht wird. Elisabeth Zott – da bin ich mir sicher

- würde sich über eine Frau als amerikanische Präsidentin sicherlich freuen.

Einen schönen Sonntag!
Ihr

Thomas Kellner, Pfarrer